::Demut -1-::




Laut Definition bedeutet Demut, dass man die äusseren Gegebenheiten hinnimmt ohne darüber zu klagen, und sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen.  
Weitere Wortsynonyme sind Genügsamkeit, Hingabe und Opferbereitschaft. 
Die Gesinnung eines Dienenden. 

In unserer heutigen Zeit ist dieses Wort mit seiner Bedeutung nicht gerade attraktiv. 
Prüfe dich mal selber, welche Emotion dieses Wort in dir auslöst!
Positive oder doch eher negative? 
Welche Prägung trägt dieses Wort für dich? 

Sich dieser Frage bewusst zu werden hilft dir, eventuelle falsche Nuancen, die du dir im Bezug auf Demut über die Jahre angeeignet hast, abzulegen. 
Das ist grundlegend wichtig, um den Begriff ganz neu und unbelastet anzugehen. 
Also, nochmals: Demut. 

Im Merriam-Webster Wörterbuch wird es als "Frei von Stolz und Arroganz" bezeichnet. 
Im Urban Dictionary steht: Wahre Demut ist es, deinen Wert und den Wert anderer zu erkennen. Zu begreifen, welches Potenzial in uns und anderen steckt.

Demütig zu sein heisst, realistisch anzuerkennen, welche Stärken aber auch Schwächen man hat. 
Demut hat also nichts damit zu tun, dass du ein Opfer bist, übervorteilt wirst, dich niemand ernst nimmt oder du immer unter die Räder kommst. 
Demut hat ganz klar das Wort Mut mit hinein verpackt. 

Aber was hat das alles mit Erziehung zu tun? 
Ganz viel. 
Lass es mich erklären. 

In den letzten Monaten beschäftigte es mich mehr und mehr, wie die Beziehung von uns Eltern später zum erwachsenen Kind sein wird. 
Eine Beziehung, auf die wir alle hinarbeiten. 

Unsere Kinder sind ja keinstenfalls ein Projekt, das wir nach 18 Jahren abschliessen. Die Verbindung, die wir später mit ihnen haben, wird grundlegend von der Qualität der Beziehung von den vorangegangen Jahren geprägt, aber eben auch von den „Nach-Erziehungsjahren". 

Wie lebst du Reue, Vergebung und Wiederherstellung mit deinen Kindern heute? 
Ich habe erkannt, dass das Kryptonit* dafür Rechtfertigung ist. 
(* Wikipedia:Kryptonit ist ein fiktives Mineral aus dem DC-Universum. Kryptonit ist die bekannteste Schwachstelle von Superman und anderen Kryptoniern.)

Was meine ich damit? 
Wenn du dir deiner Stärken aber auch Schwächen bewusst bis, dich ehrlich und mutig bei deinem Kind entschuldigst, weil du zu laut geworden bist, es unfair behandelt hast, überreagiert oder einfach die Geduld verloren hast, dann bringt es nichts, wenn du dich gleich danach rechtfertigst. 

„Wenn du früher zugehört hättest, hätte ich nicht laut werden müssen!"
„Wenn du besser aufgepasst hättest, wäre die Lampe nicht kaputt gegangen!" 
„Wenn du den ganzen Tag nicht so undankbar gewesen wärst, dann ...!" 

Hast du dich schon in dem einen oder anderen Satz wiedererkannt? 
Wie schnell können wir unsere guten Vorsätze mit einem kleinen Satz zerstören. 
Wie ernst nimmt dein Kind deine Entschuldigung, wenn es für DEINE fehlende Selbstkontrolle, Freundlichkeit, Geduld, Sanftmut oder Liebe verantwortlich gemacht wird? 

Wie gerne nimmst du eine Entschuldigung an, wenn dein Gegenüber im selben Atemzug dich oder die schwierigen Umstände dafür verantwortlich macht?
Ich habe gemerkt, dass das demütige "Entschuldigung, verzeihst du mir bitte?“, das wir unseren Kindern beigebracht haben, so viel mehr auslöst als ein simples Sorry – mehr, als mir bewusst war.  

Erstens merkte ich selbst im Gebrauch, dass dieser Satz doch schwerer über die Lippen geht als das Sorry! 

Zweitens mache ich mich dadurch verletzlich, weil ich nicht einfach nebenbei beim Vorbeigehen diesen Satz sagen kann. Ich muss auf die Antwort meines Gegenübers warten. 

Gleichzeitig jedoch ist es mit dem ausgesprochenen „Ich verzeihe dir“ erledigt. AUSSER, man rechtfertigt sich. Dann war die ganze Vorarbeit leider für die Katz'.  
Denn an was sich dein Kind dann erinnert ist nicht die demütige Entschuldigung, sondern die Rechtfertigung, warum man eigentlich nicht schuld an dem Zustand ist, sondern irgendwie fremd gesteuert oder abhängig von anderen war. 

Ich könnte diesen Eintrag endlos weiterführen! Das Thema beschäftigt und begeistert mich zugleich. 
Aber für diesen Post lasse ich dich mit einigen Fragen zurück und komme mit Teil -2- zurück. 

- Erziehst du mit Demut? 
- Bist du dir deiner Stärken aber auch deiner Schwächen in der Erziehung bewusst? 
- Wie hören sich deine Entschuldigungen an? 
- Rechtfertigst du dich, machst du andere für dein Verhalten verantwortlich? 

Ich glaube, dass es sich lohnt, über diese Fragen nachzudenken. 
Nicht, um sich selber vor Augen zu halten, wie schlecht man doch ist, sondern sich zu ermutigen auch mal auf die Zunge zu beissen. Und glaube mir, das muss ich des Öfteren! Gerade diese Woche zum Beispiel, als ich das alte Smartphone unserer Tochter, das sie verkaufen wollte, wegräumen wollte und es auf den Boden fiel, wobei das Display kaputt ging. 
Weisst du, wie schnell mir in den Sinn gekommen ist: 
„Warum hast du dein Smartphone überhaupt dorthin gelegt, du hättest es verräumen sollen und überhaupt, warum hast du keine Schutzhülle...bla..bla..bla....!" 
Ich bin Gott sei Dank heute schon ein Stückchen weiter, als dass ich es herausgeplärrt hätte. Es brauchte aber eine extra Portion an Selbstkontrolle, einfach demütig zu sagen: Es tut mir leid, das war ganz alleine mein Fehler, ich werde mich darum kümmern – und PUNKT! 

Wir sind alle dran. Ich hätte früher genau den oben genannten ersten Satz gesagt, um mich dann später zu entschuldigen.  
Eltern zu sein bedeutet,  sehr oft demütig seine eigenen Übertretungen anzunehmen und dies zu kommunizieren. Die Annahme, die du danach von deinen Kindern bekommst, ist unvergleichlich.  

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