::Road Trip - Verlängertes Miteinander::


Wir waren mit unseren Kindern vor unserem nächsten grossen Schritt als Familie einige Wochen unterwegs.

Eine Art Road Trip.

Schnell merkten wir, dass diese Art von Urlaub nicht unbedingt dem Gusto unserer Kinder entsprach.
Nicht, weil sie die verschiedenen Orte, an denen wir länger blieben, nicht mochten, sondern mehr, weil die Autofahrten dazwischen aus ihrer Perspektive LANGWEILIG und VIEL ZU LANGE waren. Ablenkungsmanöver unsererseits wie “Schau doch mal raus“ halfen nichts.

Um die ganze Sache noch schwieriger für uns zu gestalten, gaben wir unserem Nachwuchs als Konsequenz, dass sie keine ihrer Serie schauen durften, was sie sonst auf längeren Strecken durften. Natürlich mussten wir diese Konsequenz mehrmals durchziehen und schnitten uns dabei selber ins Fleisch. Sechs Stunden im Auto ohne die 45 Minuten Ruhe, während denen sie sonst auf den Bildschirm schauten, waren hart.

Solche Autoreisen sehen in Filmen doch viel romantischer aus, weil man die ganzen Nebengeschichten nicht sieht.

Wir merkten schnell, dass jedes unserer Kinder mit verschiedenen Herausforderungen kämpfte.

Es war nicht nur das Herumfahren, kein fixes Zuhause zu haben, immer wieder ein- und auspacken und aus dem Koffer leben – nein, sondern das ständige Zusammensein, so schön es auch ist, erforderte eine extra Portion Geduld und Barmherzigkeit von uns allen.

Auch hier lohnte es sich, näher hinzuschauen und es nicht schnell beiseite zu schieben.

Also nahm ich mir Zeit, für mich die Situation zu beobachten und zu evaluieren. Denn seien wir mal ehrlich: Ferien bringen immer die schönsten und nicht so schönen Charaktereigenschaften der Familienmitglieder hervor. Denn wir sind so viel mehr zusammen als im regulären Alltag, wenn jeder in die Schule geht, mit seinen Freunden Zeit verbringt oder in seinem Zimmer sitzt.

Also witterte ich eine Chance, diese Zeit zu nutzen, um als Schüler zu lernen, woran wir als Famile noch arbeiten können.
Meine Erwartungen über Board zu werfen, dass alles ganz harmonisch wird, und gleichzeitig meine Beweggründe dahinter ans Licht zu bringen.
Denn warum erziehen wir unsere Kinder? Warum erziehe ich meine und du deine?

Eigentlich eine ganz einfache Frage, aber wenn wir sie vergessen, können verborgene Dinge wie:

- weil ich meine Ruhe haben will
- meine Kids mich nicht blamieren sollten
- ich meine Ruhe habe will
- sie mich nicht nerven sollen
- und ich so einfach meine Ruhe habe …

ans Licht kommen.

Erziehung fängt ja nicht mit „Ruhe haben" an, denn wie wir wissen, benötigt Erziehung Zeit. Aber was, wenn unser Motiv einfach ist, gut dazustehen und ein ruhiges Leben zu führen?
Ein solches Ziel (was natürlich nie wirklich kommuniziert wird) ist nie ausreichend und stiehlt dir deine Zufriedenheit und Freude, ganz geschweige davon, dass es einfach falscht ist.
Was natürlich nicht heisst, dass ich nicht selber schuldig wäre, diese Gedanken gehabt zu haben und noch immer bei manchen Situationen denke, „kann ich nicht einfach mal meine Ruhe haben!?"

Frag dich mal selber, warum erziehst du?

Wir möchten unsere Kinder aus Liebe für die Welt vorbereiten, ihnen Werte mitgeben, die sie nicht erdrücken, sondern in die Freiheit führen, damit sie Hoffnung in diese Welt bringen, und das alles füreinander und miteinander.

Was ich über die Jahre gelernt habe ist, dass die Lektionen, die wirklich tief gehen und Veränderung bringen, oft die schwierigen sind.
Nicht die Allen-geht-es-gut-wir-freuen-uns-und-streiten-nie-Zeiten, nein, eben die anderen:
Die ständigen Streitereien, die dir den letzten Nerv rauben, die Herausforderungen, die Zeiten, in denen wir uns aneinander reiben, ABER eben nicht aufgeben.

Ich lasse dich mal mit der Frage, warum du erziehst und komme nächste Woche zurück mit den Lektionen, die ich gelernt habe und die ich noch am Lernen bin.

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