::Road Trip -2-::


Falls du den ersten Teil verpasst hast, hier nochmals zum Nachlesen:
https://childwise-ch.blogspot.com/2019/09/road-trip-verlangertes-miteinander.html

Vielleicht geht's dir gleich: Endlich sind Ferien, du hast dich ausgiebig darauf gefreut und brauchst diese Zeit wirklich. Schon Monate zuvor hast du davon geträumt, wirst dann aber jäh durch deine Kinder in die Gegenwart zurückgerissen.

Die Anfangszeit, bis wir uns eingespielt haben, ist oft schwierig. Und auch wenn ich schon auf eine 14-jährige Mamakarriere zurückschauen kann, erwischt es mich doch immer wieder auf’s Neue!
Wenigstens erwarte ich nicht mehr die Harmonie, die ich anfangs sehnlichst herbeigewünscht hätte.
Kommt hinzu, dass das Ganze ja auch noch eine Stange Geld kostet. Friedliche Kinder wären da doch das Mindeste, was man erwarten könnte, denkt man sich.
Diese Erwartung habe ich nach den ersten Urlaub über Board geschmissen.

Doch dieses Mal kam ein unterschwelliger Frust auf, ausgelöst durch Streitereien zweier unserer Kinder.
Und ich spreche hier nicht über Den-andern-mal-kurz-anstupsen, sondern ständiges Genervtsein durch willkürliche Handlungen.

Bei Streitereien scheint bei mir die Energie wie bei einem Luftballon langsam rauszugehen.
Ich reagierte, ermahnte, versuchte zu schlichten – nichts half. Bis ich endlich dahinter kam, dass es um etwas anderes ging.

Und tatsächlich hatte eines unserer Kinder enorme Mühe mit den Veränderungen: Aus dem Koffer zu leben, immer wieder zu packen, sich an einem neuen Ort für kurze Zeit zurechtzufinden, kaum konstante Routine … Und dies zeigte sich in den Streitereien.
Die eigentliche Unzufriedenheit war die fehlende Struktur, an der sich dieses Kind anlehnen konnte und von welcher es schon immer sehr viel Sicherheit bekommen hatte.

Wir Eltern bekämpfen zu oft nur die Symptome und vergessen, näher hinzuschauen. Natürlich auch, weil es viel mehr Zeit in Anspruch nimmt – aber doch so viel lohnenswerter ist. Wir hatten lange Gespräche, denn ich kenne diese Herausforderung zu gut. Ich brauche auch meine Routine, etwas Heimeliges, wenn wir am Reisen sind. Einfach damit ich mich wohlfühle.
Über die Jahre habe ich gelernt, wie ich das handhaben kann. Unsere Kinder sind jedoch noch ganz am Anfang und wissen meist gar nicht, wovon die Frustration kommt. Das Verständnis und der Austausch berührt das Herz und geht an die Wurzel.

Dann mussten wir aber doch auch noch die Streitereien anschauen. Als Familie und mit den Individuen haben wir darüber gesprochen. Mir fiel ein, dass wir für die Kids, als sie noch kleiner waren, gemeinsame Spielzeit festlegten, da sie diese nicht automatisch suchen würden.
Im Alltag mit der Schule, Freunden, Hausaufgaben und dem eigenen Zimmer fehlte die Zeit, um so richtig aneinander zu geraten, und so eskalierte das Ganze auf unserem Roadtrip. Es zeigte uns, dass wir diese Möglichkeit unbedingt wieder aufgreifen müssen, um diese Beziehungen zu stärken. Wir hatten einen unglaublich guten Familienaustausch und merkten, dass diese Herausforderung unter dem Radar des Beschäftigtseins untergegangen war.

Obwohl ich mir manchmal einfach nur Harmonie herbeiwünsche weiss ich, dass es trotz friedvollen Zeiten, wo man so sein darf wie man ist, einander bedingungslos annimmt und liebt, es in einer Familie automatisch Reibungspunkte gibt.

Also erinnere ich mich immer wieder daran, diese Zeiten anzunehmen, aus ihnen zu lernen und als Familie zusammen zu wachsen.

Der Prozess des Wachsens kann manchmal Schmerzen hervorbringen, aber das ist der ganz normale Prozess.

Nun, ich habe wieder viel gelernt. Auf diesem Roadtrip war ich der Schüler.

Was ist es bei dir?

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