::Langeweile II::


Nachdem ich wieder einmal bei einem meiner Lieblingsmüttertreff über dieses Thema sprechen durfte und dann auf dem Nachhauseweg im Radio genau diese Sache angesprochen wurde dachte ich, dass zum bestehen Eintrag über Langeweile bestimmt noch einer Platz hat auf unserem Blog.

Und so ganz nebenbei ist das sozusagen ein „Gratis-Blogeintrag", da ich mich sowieso 
für den Müttertreff vorbereiten musste :-).

Was ist Langeweile?
Langeweile ist ein unangenehmes, als lästig empfundenes Gefühl des Nichtausgefülltseins, der Eintönigkeit, Ödheit, das aus Mangel an Abwechslung, Anregung, Unterhaltung, an interessanter, reizvoller Beschäftigung entsteht.

Zu Anfang mal eine Definition, einfach damit wir alle auf demselben Stand sind.

Genau dieses unangenehme Gefühl macht sich auch in mir breit, wenn unsere Kinder angerannt kommen und mir mitteilen, das es ihnen langweilig ist.

Ihre Hoffnung ist natürlich, dass ich alles stehen und liegen lasse, um sie aus dieser Misere zu befreien. 
Warum? Ist es ihnen denn nicht möglich, sich selbst zu retten, sich selbst zu unterhalten, zu beschäftigen oder einfach diese Langeweile auszuhalten?

Ist Langeweile DEIN Feind?
Lass uns zusammen entdecken, dass Langeweile etwas wunderbares sein kann – ein Geschenk, etwas, das es Wert ist, zu überwinden.
Für mich, dich und unsere Kinder.

ABER (ja, leider kann ich diesem bösen, fiesen ABER hier auch nicht aus dem Weg gehen) müssen wir Mamas lernen, es auszuhalten!
Ist es nicht so, uns graut vor diesem Satz: „Mama, mir ist langweilig!“. Wir möchten ihn umgehen, möchten das Problem reparieren, aber die viel bessere Antwort ist, die Langeweile aushalten zu lernen.

Die heutigen Kinder sind es gewohnt, dass sie jede Minute unterhalten werden. 
Das fängt als Kleinkind schon an: Sie sind weinerlich, und wir geben ihnen etwas, um sie ruhig zu stellen – sei es ein Brötchen, ein Büchlein und zuletzt oft das Smartphone, weil man nicht mehr weiterweiss.

Was wir aber dabei über die Jahre kultivieren ist ein Kind, dem nie langweilig sein darf.
Wir lenken es ab und muss sich nicht mit seinen Gefühlen oder Frustrationen auseinandersetzen.

Kim John Payne, ein Autor, sagt:
„Langeweile ist der Vorläufer von Kreativität. Denk an eine Brücke von „Nichts tun" und dem kreativen Spiel. Die Brücke ist meist gepflastert mit der Frustration der Langeweile.“

Oft gehen wir den Weg des geringsten Widerstandes. Warum nicht ein Filmchen oder ein Baby-Lern-Game für das Kleine – ist doch ein großartiger Babysitter! Man tendiert schnell dazu, dies zu missbrauchen und gebrauchen Technologien, um unsere Kindern bei Langeweile zu behandeln.

Manahat herausgefunden, dass bei Likes und dergleichen von sozialen Medien Dopamin ausgeschüttet wird, neurochemisch bekannt als das Belohnungsmolekül. Im Volksmund gilt es als Glückshormon. Es wird genauso bei einer Umarmung, einem Lächeln, Sex, aber auch Drogen und Alkohol ausgeschüttet.

Dieses Wissen sollte uns helfen, dass wir unseren Kindern eine Balance im Umgang mit diesen Technologien lehren sollten. Eine gesunde Balance ist schlussendlich der Schlüssel. Nicht das Verteufeln und "wir gehen auf eine einsame Insel, wo wir nichts damit zu tun haben", oder die Ohnmacht im Sinne von: "Das machen sowieso alle, was kann ich schon dagegen tun!"

Aber Kleinkinder sollten dem nicht zu früh ausgesetzt werden. Mache dir Gedanken darüber, bevor du deinem Kind das Smartphone oder das Tablet in die Hand drückst, weil es ihm langweilig ist.
Nun, was können wir tun, damit Langeweile zum Segen werden kann?
  1. Halte es aus. 
2. Überfülle deine Woche nicht mit Aktivitäten. Entscheide, wie oft pro Woche deine Kinder „abmachen“ dürfen und finde eine gute Balance. Plane eventuell aktiv mögliche langweilige Tage. 

Manchmal brauchen wir doch diese Langeweile, um neue Ideen zu haben. 
Zu oft berauben wir unsere Kinder dieser Möglichkeit, weil wir gleich das nächste Programm bereit halten und sie nicht mal selber überlegen müssen. 
Wie schade, denn ich finde, genau in diesen Momenten haben die Kinder die besten Ideen. Langeweile hat das Potenzial, Raum für Kreativität zu geben. 
Nicht jede Langeweile bringt so viel Phantasie mit sich, aber das Potential ist da. Und wenn ich zurückdenke ist es toll zu sehen, dass genau in diesen Momenten die spassigsten Spiele hervorkamen. 
Die Phantasie wird nicht angeregt, wenn wir dem Nachwuchs alle Ideen auf dem Silbertablett präsentieren. 

Schenke deinen Kindern Langeweile und staune, mit welchen Ideen sie hervorkommen. 

Darf es deinem Kind zwischendurch langweilig sein? Beobachte deine Woche. 

Wenn du immer sofort einschreitest, bewirkst du:
  • dass den Kindern nie langweilig sein muss, sie nicht mit ihrer Frustration umgehen müssen.
  • dass die Kinder zu passiven Konsumenten werden. Sie glauben, dass Interessante Dinge nur dann möglich sind, wenn Andere die Entscheidungen für sie treffen.
  • dass dein Kind seine Phantasie und Vorstellungskraft und dadurch seine Kreativität nicht kultiviert.
3. Gebrauche soziale Medien, Games und moderne Technologien nicht, um die Kinder bei Langeweile zu unterhalten. Dieses Gefühl wird dadurch nur für eine gewisse Zeit unterdrückt.

4. Integriere eine Stunde Spielzeit plus Bücherzeit in den Alltag.
Bei kleinen Kindern: Laufgitterzeit und Zimmerstunde helfen den Kindern enorm, sich mal selbst zu unterhalten und an etwas dranzubleiben.

6. Überlege dir, wie du mit Langweile umgehst. Versucht du es auch mit etwas zu unterdrücken? Einer Serie, Sender zappen, Instagram oder Facebook checken, deinem Smartphone …?

Halte inne und geniesse die Ruhe. Wenn du auf jemanden wartest oder der Zug verspätet ist, schau mal um dich herum, siehe die Schönheit um dich, atme ein, anstatt dein Handy hervorzukramen. 

Lass uns unsere Kinder lehren, dass Langeweile ok ist, rege dich nicht darüber auf und denke nicht, dass du die einzige Person bist, die die Kids daraus befreien kann. Sie können es, gib ihnen Zeit dazu.
Heutzutage ist die Ablenkung zweifelsohne grösser als je zuvor. Nur einen Klick entfernet. Deshalbt ist es wichtig, dass wir uns als Familie entscheiden, wie wir das handhaben. Findet eure Balance. Geht pro-aktiv daran. Entscheidet für eure Familie und gebt euren Kindern das Geschenk der Langeweile.

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