::Langeweile::



Wir leben in einer Zeit, in der wir gewohnt sind, dass wir alles sofort haben können. 
Lang warten müssen wir meist nicht. 

So werden wir von Werbeplakaten angelächelt und lesen, dass wenn wir diese Schuhe möchten, dies gerne mit Credit soundso machen können. Oder wie wär's mit dem Sofa, das du dir im Moment nicht leisten kannst? Warum warten, es geht auch anders!
Ein Auto, einen langen Urlaub … es würde uns doch so glücklich machen - also warum nicht?! 

Nun, mich erinnert das doch schwer an die Kreditkarten-Erziehung. Es gibt so viele Parallelen.
Du möchtest dich heute nicht mit etwas auseinandersetzen, du hoffst, dass es eine Phase ist und lässt es einfach an dir vorbeiziehen. Warum aufstehen und dranbleiben? Das ist doch zu aufwändig und ungemütlich. 
Wir Eltern hoffen auf bessere Zeiten und die nächste Phase kommt bestimmt, aber diese bezahlst du mit Zinsen zurück, weil du dich im Moment nicht damit auseinandergesetzt hast. Leider wachsen diese kleinen "Mödeli" mit deinen Kindern mit. 

Aber zurück zum Ich-will-es, und Ich-will-es-jetzt! Ganz ehrlich sind wir doch alle durch diese Art zu denken geprägt worden. 
Wie sehr jedoch – und das ist unsere Frage heute – hast du dies auf deine Kinder übertragen? 

Können sie warten? 
Können sie mit einem „Nein, nicht jetzt", umgehen? 
Wie sieht es mit Langeweile aus, gibt es das überhaupt noch? 

Ist es nicht so, dass wir so getrieben sind von dem was als nächstes kommt, dass wir den Moment nicht geniessen? Bei unseren Kindern glauben wir, dass wir sie immer unterhalten oder ihnen ein Programm bieten müssen, damit wir den bösen Satz „Mir ist langweilig" nicht hören müssen. 
Aber weshalb? Ist Langeweile zu haben das Schlimmste, was einem passieren könnte? Das Schlimmste für deine Kinder? 
Ganz ehrlich mag ich es nicht, wenn meine Kinder mir sagen, dass ihnen langweilig sei, den dann spielen sie mir den Ball zu und schon ist es passiert: Ich denke, es sei meine Verantwortung, sie zu unterhalten. 
Als meine Kids noch kleiner waren, hatten wir diese Ideen-Box. Bevor sie sagen konnten: „Mir ist langweilig", zogen sie ein Zettelchen 
aus der Box raus. Das las ich ihnen dann vor und da drauf stand eine Beschäftigung. Sie entschieden sich dann, ob sie das tun wollten, denn wir kennen doch den nächsten Satz: „Oh, das wollte ich aber nicht tun, das ist noch viiiiieeel langweiliger!“ ABER, jetzt 
kommt das ABER, wenn sie es nicht tun wollten, war es ihre Verantwortung, etwas anderes zu finden. Und das kam meist schnell, wenn ihnen nicht gefiel, was auf dem Zettel stand. :-) Ah, wie doch die Phantasie plötzlich angeregt werden kann. 

Manchmal brauchen wir doch diese Langeweile, um neue Ideen zu haben. 
Zu oft berauben wir unsere Kinder dieser Möglichkeit, weil wir gleich das nächste Programm bereit halten und sie nicht mal selber überlegen müssen. 
Wie schade, denn ich finde, genau in diesen Momenten hatten die Kinder die besten Ideen. Natürlich hiess es einige Male zuvor: 
„Mir ist langweilig, ich weiss nicht, was ich machen soll! Ahhh, mir ist soooo langweilig!" Aber nachdem ich dem inneren Druck nicht nachgelassen habe, sie zu unterhalte oder eine Idee zu geben, hörte ich sie von selber spielen.  
"Mama, dürfen wir Leintücher und Decken haben, wir möchten ein Zelt bauen," und bald darauf wurde ihr Zimmer in ein riesiges Zelt umgewandelt und sie nahmen Taschenlampen und spielten. Wenn es am Wochenende war, durften sie sogar drin schlafen, was einfach so aufregend war. 
Nicht jede Langeweile bringt so viel Phantasie mit sich, aber das Potential ist da. Und wenn ich zurückdenke ist es toll zu sehen, dass genau in diesen Momenten die spassigsten Spiele hervorkamen. 
Die Phantasie wird nicht angeregt, wenn wir ihnen alle Ideen auf dem Silbertablett präsentieren. 

Schenke deinen Kindern mal die Langeweile und staune, mit welchen Ideen sie hervorkommen. 
Es bedarf natürlich einer gehörigen Portion Durchhaltevermögen von unserer Seite, vielleicht musst du dir auch mal Ohrstöpsel reintun, vor die Tür stehen oder einen Gartenspaziergang unternehmen, damit du den bösen Satz Mir ist langweilig" nicht in allen Variationen und Tonlagen hören musst. :-) 

Darf es deinem Kind mal langweilig sein? Überlege dir dies mal und beobachte deine Woche. 

Darf es dir mal langweilig sein? 
Manchmal kann ich einfach auf dem Internet herumsurfen ohne jegliches Ziel. Dann bin ich meist erschrocken, wieviel Zeit ich so unnütz verbraucht habe. 
Nun lerne ich genauso, diese langweiligen Momente für mich zu geniessen, einfach innezuhalten und mal herumzuschauen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

:: Eigentum anderer respektieren::

::Wie gut kennst du dein Kind? - 1-::

:: Ämtli II ::