::Gnade::
Wie gnädig bin ich mit meiner Familie und meinen Mitmenschen?
Was lebe ich meinen Kindern vor?
Eine interessante Fragen, denn oft haben wir ein verzerrtes Bild unseres Selbst.
Man stuft sich vielleicht ziemlich gnädig ein, beim nächsten Mal aber, wenn jemand einem die Vorfahrt nimmt oder man sich in die endlose Warteschlange reinquetschen muss, fängt es an zu brodeln.
“Es ist nicht fair, ich habe ja gar nichts gemacht!” heisst es dann.
Das stimmt. Wenn wir ungerecht behandelt werden, schreit die Gerechtigkeit lauter und übertönt manchmal auch die Gnade.
Gnade ist ein Geschenk. Niemand kann sie sich verdienen, sie wird grosszügig offeriert – ohne Erwartungen und Gegenleistung.
Gnade ist freiwillig, und du kannst niemanden dazu zwingen, auch nicht deine Kinder. Deshalb ist das Vorleben so wichtig.
Wo liegt deine Schwäche?
Im Stau, beim Einkaufen oder wenn, nachdem du den Blinker betätigt hast und rückwärts in die Parklücke rein möchtest, dir jemand den letzten Parkplatz raubt? Wir alle haben so unsere „Lieblingssituation", in der wir langsam oder schneller die Fassung verlieren.
All diese Situationen sind nicht korrekt. Das Einzige, was du in der Hand hältst und für was du verantwortlich bist, ist deine Reaktion darauf, und deine Kinder sitzen hinten im Auto oder stehen neben dir im Laden und lernen mit.
Die Demonstration der Gnade im alltäglichen Leben hat weitreichende Auswirkungen auf unsere Kinder und wie man andere angemessen behandeln sollte.
Gnade ist der Raum, den du anderen Menschen zugestehst, wenn sie anderer Meinung sind, Fehler machen oder sich anders verhalten, als es du tun würdest.
Puhhh …. und spätestens jetzt merkst du (und ich sowieso), dass wir es nicht so beherrschen, wie wir es gedacht haben.
Frage dich mal, was du deinen Kindern vorleben möchtest. Wie sieht Gnade für sie aus, wenn sie dich beobachten?
Was möchtest du ändern?
Findest du es überhaupt wichtig?
Oft, auch bei anderen Themen, ist die Reaktion:
“Ich möchte aber nicht, dass meine Kinder zu Opfern werden und keine eigene Meinung haben, ich will umbedingt, dass sie für das Recht einstehen können!”
Absolut. Mit jemandem gnädig umzugehen, ist nichts für Schwache. Es gibt einen Unterschied dazwischen, ob man für jemanden einstehen, der gemobbt wird, oder ob man sich über jemanden erzürnt, der sich vorne in die Warteschlagen einreiht.
Mir liegt es auch fern, dich davon überzeugen zu wollen, und ich habe bewusst alltägliche Situationen genommen und spreche hier in keinster Weise von ständiger Übervorteilung oder gar Missbrauch.
Einer unserer Leitsätze zu Hause jedoch ist es, deinen Nächsten wie dich selbst zu lieben.
Jeder Mensch hat weit mehr Herausforderungen, als man ihm ansieht. Das besprechen wir auch so mit unseren Kindern. Lehre deinen Kindern, durch deine verbale Antwort gnädig zu sein.
- Vielleicht muss derjenige ganz schnell irgendwo hin, womöglich ist es sogar ein Notfall.
- Es kann sein, dass diese Person einen traurigen Verlust ertragen muss.
- Womöglich ist er ganz einfach auch mit dem falschen Bein aufgestanden.
Natürlich hat er oder sie nicht gut reagiert, aber ein nettes Wort oder ein Lächeln bewirken oft mehr als das Augenverdrehen oder lauthalse Reklamieren.
Über jemanden zu urteilen, den man nicht kennt, kommt oft von einer überlegenen Haltung. Denke mal darüber nach.
Wie möchtest du behandelt werden?
Wir behandeln andere, so wie wir selbst auch behandelt werden wollen, ist nochmals einer unserer Familiengrundsätze.
ABER: Darf man auch mal explodieren? Wann ist die Gnade ausgeschöpft? Wie oft muss ich mir das noch gefallen lassen?
Ich werde dir keine Antwort auf diese Frage geben, jeder muss sich selbst damit befassen.
Für mich habe ich jedoch gemerkt, dass den anderen zu lieben und gnädig zu sein unglaublich befreiend ist.
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