::Trauen wir unseren Kindern nicht mehr zu?::
...oder warum geben wir ihnen nach jedem Wimmern den Bildschirm?
Heute habe ich für mich das Ultimative beobachtet. Ich wollte einige Kinderkleider einkaufen und sah, wie eine Mutter mit ihrer Teenagertochter dasselbe vorhatte.
Die Mutter durchstöberte die Kleider und die Tochter stand festgenagelt an ihrem Smartphone.
Nicht nur um eine Message zu lesen oder kurz jemanden anzurufen, nein, sondern während der ganzen Zeit im Laden.
Sie schaute nur ab und an auf, als ihre Mutter ihr ein Kleidungsstück präsentierte.
Trauen wir unseren Kinder zu wenig zu?
Warum können Kinder nur noch ruhig im Restaurant sitzen, wenn sie ein Spiel spielen oder einen Film schauen?
Hätte ich mir das mühsame Bücher- und Malutensilienschleppen einfacher machen können?
Ein Smartphone ist so viel leichter. Meine Tasche glich hingegen oft einem Gepäckstück für eine Kurzreise und war ziemlich schwer.
Natürlich war es unseren Kindern langweilig und auch das mussten sie uns leider immer wieder kundtun. Wir konnten oft nie mehr als 2 Sätze miteinander wechseln und es war wirklich extrem frustrierend. Des Öfteren musste mein Mann oder ich kurz mit
einem der Kinder raus.
Du kannst dir also vorstellen, dass wir uns immer wieder fragten, ob wir uns das noch einmal antun möchten.
Heute jedoch, nach mühsamen Dranbleiben, können wir ins Restaurant gehen und unsere Kinder sind ziviliserte mittelgrosse Wesen und keine Smobies (Smartphone-Zombie – das Jugendwort von 2016).
Wichtige Anmerkung: Unsere Kids sind jetzt 13, 11 und 8 Jahre alt und keine 2, 4 und 6 mehr.
Ich merke – wie oft wenn ich etwas sage – dass Eltern das sogleich auf ihre Sprösslinge übersetzen, die viel jünger sind und dann, weil es bei ihnen noch nicht klappt, frustriert sind.
ALSO, es benötigte JAHRE!
Können Kleinkinder wirklich nur noch Lebensmittel mit einkaufen gehen, wenn sie ein Filmchen schauen?
Als ich das zum ersten Mal gesehen habe, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Wirklich?! Und ich habe es mir all die Jahre so schwer gemacht mit meinen drei kleinen Kindern!?
Mehr ironisch als wirklich wahr.
Aber wirklich, ich ging noch mit meinen drei Kleinkindern einkaufen. Meist war die Prozedur alles andere als amüsant.
Der eine wollte nicht rein, die andere berührte alles in ihrer Reichweite und die Dritte weinte nur. Schweissgebadet verliess ich den Laden.
Wer kennt das?
Heute jedoch weint das Kind nur, wenn das Filmchen auf dem Smarthphone fertig ist und auch nur während der Nanosekunde bis die Mama, flink wie sie doch ist, schnell ein neues einstellt.
Erwarten wir einfach zu wenig von unseren Kindern?
Sollten wir diese Erwartung nicht heraufschrauben und an unseren Nachwuchs glauben, dass sie einen Einkauf überleben können und wir gleich auch dazu?
Wo bleibt unser Kampfgeist, unser Stolz, was unsere Kinder doch alles können?
Der sollte nicht darauf beschränkt werden, dass das Kleinkind schon weiss, wie das Smartphone entriegelt wird, oder weiss, wie man von einem Foto zum nächsten blättert.
Unsere Kinder können so viel mehr!
Sie können Selbstkontrolle lernen. Lernen, dass sie nicht zu jeder Tageszeit bespasst werden, wenn ihnen etwas nicht passt. Sie können Durchhaltevermögen und Freude an den kleinen Dingen lernen.
In keinster Weise soll dieser Eintrag bevormundend oder niederschmetternd sein. Nein, was ich mir wünsche ist, dass wir unsere Art, wie wir unsere Kinder an den Bildschirm führen, überdenken.
Wir gebrauchen ihn alle und er gehört auch zu unserer Zeit. Sich aber mal damit zu befassen und zu hinterfragen, ob man ihn womöglich missbraucht, ist immer wieder eine gesunde Gewohnheit.
Gebrauchen wir das Smartphone konstruktiv oder erhoffen wir uns einige Minuten Frieden und Ruhe?
Einfach mal in Ruhe einkaufen.
Ohne Geschrei im Restaurant das Essen geniessen.
Mit Freunden eine Konversation führen, ohne dass das Kind uns ständig unterbricht.
…..
Alles legitime Wünsche. Aber das erreichst du nicht, indem du deinen Kindern ständig einen Bildschirm reichst.
Auch hier beginnt es langsam, nur ab und zu ein Spielchen oder Fotos, bis wir merken, dass es funktioniert und wir doch plötzlich viel mehr Freizeit damit haben und verleitet sind, diese Zeiten auszuweiten.
Lass uns wieder unsere Kampfausrüstung anziehen und an uns und unsere Kinder glauben.
Lassen wir uns nicht von allen anderen vorschreiben, dass es ohne nicht geht.
Denn wenn ich zu dieser Zeit Kleinkinder hätte und sehen würde, wie es viele andere Mütter scheinbar einfacher handhaben, wäre ich ganz sicher auch dazu verleitet, es zu tun.
Wer lehrt uns noch, dass die schwierigen Zeiten zu der Erziehung dazugehören?
Dass es 15 - 20 Minuten von Langeweile braucht, bis die Kinder kreativ werden?
Können wir diese Minuten aushalten?
JA, das können wir.
Du kannst das!
Absolut!
Machen wir uns ganz bewusst auf, unseren Kindern mehr zuzutrauen!
Denn es steckt so viel in ihnen, so viel Kreativität, die ohne Langeweile nie sichtbar wird.
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