::Familienmahlzeiten - Horror oder schön?::
Wie sieht eine typische Mahlzeit bei euch aus?
Ich weiss aus Erfahrung, dass die Essenszeiten ziemlich herausfordernd sein können, vorallem wenn die Kinder noch klein sind.
Da musste ich oft meine Erwartung über Board schmeissen, damit ich nicht völlig entmutigt den Tisch verliess.
Mein Idealbild sah folgendermassen aus:
Jeder sitzt ruhig am Tisch, isst das gekochte Essen dankbar, mit vielen Oh’s und Ah’s und Ausrufen wie „Ist das aber köstlich!“, tauscht über seinen Tag ABWECHSLUNGSWEISE aus, wir ermutigen einander, man isst mit geschlossenem Mund, benutzt die Serviette und jeder geht ohne zusätzliche Flecken vom Tisch. (Lachst du schon?!)
Was für eine Vorstellung.
Was mir aber bis dahin niemand gesagt hatte ist, dass der Familientisch einem Massaker ähneln kann.
Anstatt das jeder mit Dankbarkeit das Essen in Empfang nahm, hörte ich: „Das mag ich nicht! Das ess ich nicht!" Jeder versuchte ohne Punkt und Komma der Erste zu sein, der spricht. Beim Sprechen war noch der letzte Bissen sichtbar, wie er von einer Seite auf die andere geschoben wurde – und das, damit man ja nicht aufhören musste mit Erzählen.
Die Serviette konnte auf dem Schoss sitzen, ohne gebraucht zu werden, die Resten fanden ihren Platz auf dem Ärmel wieder.
Der Höhepunkt war natürlich, dass die Kinder anfingen zu streiten oder dass man sie kaum noch länger als 10 Minuten am Tisch behalten konnte.
Eine wahre Freude.
Mein Mann und ich waren oft völlig erschöpft danach. Idyllisch sah anders aus.
Nun, wenn du diese Szenarien kennst, dann lass dich ermutigen.
Wirf deine Erwartungen nicht über Board im Sinne von: "Das klappt sowieso nicht!", sondern habe Geduld und lehre deinen Nachwuchs Schritt für Schritt.
Ich hätte dies gerne angeboren gehabt, aber bei unseren Kindern war das nicht der Fall.
:-) Vielleicht bei deinen auch nicht.
Also entschieden mein Mann und ich, sie in den Lernmomenten zu lehren und auf ein Ziel hin zu arbeiten. Denn diese Zeit der gemeinsamen Mahlzeit ist kostbar. Sie ist wichtig für jedes Familienmitglied.
Wenn du deinem Kleinkind jedoch erlaubst, immer sofort vom Tisch zu gehen, nachdem es gegessen hat, nur das zu essen, was es mag und dass das lauteste Kind im Mittelpunkt ist, wird es später nicht plötzlich lernen, am Tisch ruhig sitzen zu bleiben (und ich meine ohne einen iPad oder den Fernseher). :-)
Glaube mir, viele Eltern setzen diese „Hilfsmittel“ ein, weil sie einfach nicht mehr wissen, wie anders damit umzugehen. Und nich verurteile diese Eltern nicht. Ich weiss, wie schnell man an diesen Punkt kommen kann. Geplant hat man es niemals. Man rutscht so langsam rein, bis es gar nicht mehr ohne geht.
Es gibt aber einen besseren Weg.
Du brauchst einfach eine Portion Geduld …. ok, ich gebe zu: eine grössere Portion :-) und das Ziel vor Augen.
Dann setze dich mit deinem Partner oder einem Freund/einer Freundin zusammen und schreibt euch das Ziel auf, und dann nehmt es Schritt für Schritt in Angriff.
Versuche nicht, alles auf einmal zu machen, das wird nicht nur dich, sondern auch deine Kinder enorm entmutigen.
Es wird Jahre gehen, und das ist in Ordnung.
Wenn du das Ziel nicht aus den Augen verlierst und nicht frühzeitig aufgibst, wirst du Veränderungen sehen und der Familientisch wird eine kostbare, unverzichtbare Zeit, in der man miteinander Familie lebt.
Die Beziehung wird weiter ausgebaut und gestärkt.
Heute sind wir ein ganzes Stück weiter. Wir geniessen die Zeit, vom Tagesgeschehen unserer Kinder zu hören, ihren Träumen, ihre Erfolge, ihren Ängsten und Heraus-forderungen und sind so dankbar, dass wir nicht nachgegeben haben, als sie immer frühzeitig vom Tisch wollten.
Diese Zeit ist uns als Familie wichtig und unbezahlbar.
Bitte nimm dir Zeit dafür – im hektischen Alltag kommen solche Familieninseln oft zu kurz.
Natürlich kommt es immer noch vor, dass unsere Kinder streiten oder lauter werden, aber es dominiert nicht mehr, und das ist ein enormer Fortschritt.
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