::Nicht-Konflikt-Situationen zum Lehren brauchen - Teil 2::



Lehre das Gute und nicht nur das Schlechte!
Zu oft fokussieren wir uns auf das, was das Kind nicht tun soll, anstatt auf das, was es
tun soll. Wir ertappen uns den ganzen Tag mit negativen Sätzen wie: "Tue dies nicht! Fass das nicht an! Schrei nicht rum!"...
Wenn wir uns nur auf dieses so genannte "negative moralische Training" fokussieren und zu wenig Gewicht darauf legen dem Kind zu lehren, was es tun soll und wie man etwas macht, bleibt für das Kind undefiniert, wie "das Richtige, das Gute" aussieht.

Zurück zu unserem Beispiel mit den Tischmanieren.
Das Kind weiss vielleicht, dass es falsch ist, die Gabel in der Luft herumfliegen zu lassen, während es am Kauen ist, aber weiss es wirklich, wo die Gabel hingehört? Wir sagen ihm, es dürfe nicht mit den Fingern essen, doch manchmal erlauben wir es trotzdem. Weiss das Kind, was Fingerfood ist und was nicht? Geh immer davon aus, dass wenn Du es ihm nicht gelehrt hast, es dies auch nicht weiss!

Lehre Deine Kinder oft - jeden Tag, den ganzen Tag!
Wenn wir unser Beispiel mit den Tischmanieren anschauen, ist die beste Zeit
für eine Lehrzeit, bevor sie an den Tisch kommen. Nimm Geschirr raus, decke den Tisch, dann spiele "Essen" mit Deinen Kindern. Lehre sie Schritt für Schritt.
Werde kreativ. Tue so, als ob Du mit Deinen Händen in den Spaghetti wühlst,
das Essen mit der Gabel herumwirfst oder vom Stuhl fällst. Deine Kinder werden sich
amüsieren und es bestimmt nicht vergessen! Dann lehre ihnen die richtigen Manieren. Die Gabel liegt auf dem Teller wenn man sie nicht braucht, die Serviette auf dem Schoss, man sitzt gerade auf dem Stuhl, und so weiter. Schritt für Schritt.

Die zweite Gelegenheit des Lehrens ist da, gerade bevor Dein Kind die falschen
Manieren zeigen könnte. Beispielsweise, wenn es sich für eine Mahlzeit hinsetzt, jedoch bevor die falsche Gewohnheit passiert. Erinnere es an die Übungen zuvor.

Die dritte Gelegenheit des Lehrens kommt, wenn Dein Kind sich am Tisch nicht
benimmt. Dann korrigiere das Kind. Sag: "Wisch Deine Hände an der Serviette ab" anstatt "wisch deine Hände nicht an deinem T-Shirt ab." (Mehr zu diesem Thema in einem weiteren Blog).

Alltags-Szenarien
Nun, wie sieht dies im richtigen, nicht theoretischen Leben aus?
Funktioniert es wirklich? Ja, das tut es!

Einige Beispiele:
Es war Besuchsmorgen im Kindergarten. Alle stolzen Eltern kamen, um zu
sehen, was ihre Kinder den ganzen Morgen treiben. Die Kleinen sassen im Kreis.
Mein Sohn sass wie ein Sack Kartoffeln in seinem kleinen Stuhl. Ich konnte
mich fast nicht mehr auf die Stunde konzentrieren. Es beschäftigte mich
enorm und ich dachte: "Kann dieser Junge nicht gerade auf dem Stuhl sitzen?
Alle andern können es auch! Ich werde ihn nach der Stunde sofort darauf
aufmerksam machen!" Dann kam mir plötzlich der Gedanke: "Hast du ihm jemals beigebracht, wie man gerade auf dem Stuhl sitzt und warum man es tut?"
Erwischt! So oft sehen wir nur das Negative in unseren Kindern. Dass mein Sohn ruhig sass, aufstreckte und nicht dreinredete, wie es andere Kinder taten - daran musste ich mich
erinnern. Mein Sohn war so stolz, dass ich gekommen war. Ich hätte ihm die ganze Freude zerstören können, hätte ich ihn sofort darauf aufmerksam gemacht. Also habe ich mich auf meinen Mund gesetzt, ihm gesagt, wie stolz ich auf ihn bin und wie gut und aufmerksam er war.

Eine Woche später hatten wir dann unsere Lehrstunde. Es war entspannt und eine wunderbare Zeit zu zweit.

Seither fragt mich nun mein Sohn immer: "Sitze ich gerade?" Er hat’s verstanden!
Ich glaube nicht, dass ihm das Belehren nach dem Kindergarten geholfen hätte.

Sprechen Deine Kinder zu laut? Schreien sie rum? Anstatt zu sagen: "Sei mal
still", lehre ihnen die drei Tonarten. Die Tonart für drinnen (ruhige Stimme), die
für draussen (lautere Stimme) und die Flüsterstimme. Spiele mit ihnen das Spiel der Tonarten. Und sagen dann: "Gebrauche die Stimme für drinnen." Wir haben zusätzlich noch die "zip-it", als "keine Stimme" beigebracht! Wirklich entspannend, wenn man am späten Nachmittag vom Spielplatz im Auto nach Hause fährt und alle durcheinander sprechen. Dann heisst es: "Reisverschluss zu!" und sie sind still und schauen aus dem Fenster. Wird nicht oft gebraucht, aber wenn nötig, ist es Gold wert!

Anstatt Deinem Kleinkind zu sagen: "Schlag nicht", lehre ihm, wie man sanft ist. Jedes Mal wenn meine Kleinste zu grob sein will, sage ich: "Wie ist man sanft?", und schon streicht sie ihrem Gegenüber sanft über die Wange.

Ich glaube, Du hast das Konzept verstanden. Nehme Dir nun einige Minuten Zeit, um Dir die Angewohnheiten Deiner Kids aufzuschreiben, die Dich am meisten nerven.
Dann sei Ehrlich mit dir selber. Hast du ihnen gelehrt, was sie tun
sollen? Hast Du es ALLEN Kindern gelehrt, und nicht nur dem Ältesten?

Wenn nicht, fange damit an. Setze Dir neue Ziele.
Lehre durch positive Worte, sei kreativ!! Es lohnt sich!



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